Else Krawuttke und

Kalle Bartsch erzählen

Unterhaltung pur!

© by Bonn-Report (Manfred Rademacher)

 

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Liebe Leute!

Diese kunstvolle Nachbildung in Ton hat Anna, meine beste Freundin vom Kalle Bartsch und mir, der Else Krawuttke modelliert, und zwar im Urlaub auf Malle. Kalle ist ein netter Kerl, er hat blaue Augen, könnt ihr wegen der Sonnenbrille nicht sehen, und überhaupt ... Nicht, was ihr denkt, er ist kein Klopper, er ist ein friedliebender Mensch! Er ist ein toller Mann, der gibt jedem ein Küsschen, so wie sein Purzel immer jedem sehr nasse Küsse verteilt. Das sollte er eigentlich nich tun, weiß man, was so ein Purzel und so ein Kalle für Keime hat? Bartträger soll man schon gar nich küssen, die sind zu 72 Prozent mit Keimen im Face verseucht. Ist nicht von mir, das sagen Wissenschaftler. Aber was sage ich euch da, das wisst ihr ja längst, oder?

Zurück zu Annas Kunstwerk. Seid doch mal ehrlich, das ist ganz gut gelungen, meint ihr nich auch? Da war ich grade frisch vom Friseur gekommen. Deshalb habe ich auch so 'ne tolle Frisur.

Übrigens: Anna malt auch herrliche Landschaften! Wenn ihr die Acryl-Bilder sehen würdet, ihr kommt aus dem Staunen nich mehr raus! Das kann ich euch flüstern.

Seid alle von uns, der Else und dem Kalle herzlich gegrüßt, ihr lieben Menschen da draußen in der großen, hässlichen Welt, wo Kriege herrschen und Millionen hungern und sterben! Willy Brandt hat mal gesagt: "Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten!" Und von Kant stammt der Satz: "Der Frieden ist ein Meisterwerk der Vernunft!" Da staunt ihr, was ich alles drauf habe. Was?

Else Rose und Kalle Bartsch wünschen euch nur das Allerbeste - ganz ehrlich!

Von Beruf sind wir Rentner im Unruhestand und genießen diesen in vollen Zügen! So auch unsere vielen Aktivitäten, die wir noch täglich handhaben. Könnt ihr alle glauben, so isses!

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P.S. Wir werden euch allen von uns, liebe Mitmenschen, tolles erzählen, versprochen. Wir passen nämlich auf wie ein Luchs. Ich, die Else, sehe und höre nämlich alles noch mit 80+ bestens und Kalle mit seinen jung gebliebenen 79 Lenzen auch, das kann ich euch inoffiziell oder auch offiziell mitteilen. Und was ich nich mitkriege, dass kriegt der Kalle, der Reporter mit, und wir erzählen's euch weiter.

Ihr wollt wissen, ob das alles wahr is, was da unten steht? Wahr is, dass wir die schrägsten Dialage aus dem echten Leben und auch Saukomisches erfahren. Macht euch auf was gefasst!!!

Übrigens: Schweinefleisch hält sich über viele Jahre frisch! Und wie, wollt ihr wissen? Ganz einfach: wenn man das Schwein nich schlachtet! Gehört zwar nich hier her, ist aber ganz wichtig und hört sich gut an, oder? Viele Schweine in Massentierhaltung haben beschlossen, dass sie sich von den Menschen nicht mehr quälen lassen. Sie wollen das Elend nicht mehr mitmachen und wollen rechtzeitig ihr Leben selbst beenden, wenn sich nix ändert in der Massentierhaltung.

Wenn Euch die Geschichten von uns gefallen, dann lacht oder schmunzelt nur und lasst eure Verwandten, Freunde und Bekannten wissen, eure Umgebung, die vielleicht auch herzlich lachen oder schmunzeln möchten, dass es uns als Geschichtenerzähler gibt.

Wir haben schon viele Mails bekommen, die uns mitgeteilt haben, dass sie sich die Geschichten ausdrucken und an alle die schicken, die nicht im Internet sind.

Danke an alle Schreiberlinge!

Eure Else grüßt herzlich aus Bonn, der schönsten Stadt dieser Republik! Das könnt Ihr der Else und dem Kalle glauben!

Bis die Tage, bis neulich, bleibt anständig wie die Else und der Kalle! Legt euch wieder hin!

 

Fünf Euro die Stunde - ein Spottpreis, liebe Leute!

Ob ihr’s glaubt oder nicht, mit was man heute schon alles auf der Straße Werbung betreibt, das geht auf keine Kuhhaut! Sogar mit Sex. Meine Freundin Anna hat mich darauf aufmerksam gemacht: „Else“, hat sie am Telefon gesagt, „du musst mal in die Bonner Rochusstraße gehen, da bei der Tankstelle, da steht ein Lieferwagen mit einer tollen Aufschrift. Ich tue dir gleich mal das Foto, das ich mit meiner Handykamera gemacht habe, rübermailen. Musst mal gleich online gehen mit deinem Laptop, da kannste dir’s runterladen.“

So schnell konnte die gar nicht gucken, wie ich mir das Foto angeschaut habe. Und dann, was glaubt ihr bloß, habe ich mich auf die Socken gemacht und bin zur Tankstelle getigert, und das mit meinem Ischias. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste, müsst ihr wissen. Aber das wisst ihr ja schon, oder? Und da, was sehe ich? Genau dieses Auto, diesen Lieferwagen auf dem Foto. Eine ältere Frau, so in meinem Alter, mit einem Rollator in Vorhalte, kopfschüttelnd: “In was für einer Welt leben wir bloß! Sagen Sie doch mal ehrlich, muss das sein? Billig ist die ja, diese ... für eine Stunde verlangt die nur fünf Euro. Was meinen Sie, ob die auch schon älter ist? Vielleicht kriegt die auch nur Hartz IV und muss sich was nebenbei verdienen.“

Als Rentnerin habe ich ja viel Zeit. Deshalb legte ich mich auf die Lauer. Im Caféshop dieser Tankstelle platzierte ich mich so, dass ich dieses Auto gut sehen konnte. Mit einem Butterhörnchen und einem großen Kaffeebecher lies es sich aushalten. Es tat sich aber nix. Der Wagen stand still, wackelte nicht hin und her, und ausgestiegen, beziehungsweise eingestiegen ist auch niemand. Ich wollte gerade meinen Beobachtungsposten verlassen, es war furchtbar langweilig immer auf das Fahrzeug zu starren. Plötzlich, ich konnte es kaum glauben, ich traute meinen Augen nicht, da riss ein junger Mann die Tür auf der Fahrerseite auf, stieg in das Fahrzeug, lies den Diesel an und gab Gas. Weg war er. Wie gern hätte ich da mal ins Innere des Autos geschaut. Meine Vorstellung war: rote Wände, breites rotes Doppelbett, zwei rote Nachttischlämpchen und eine Schublade voller Verhütlis aller Größen. Nicht, dass ihr jetzt glaubt, dass ich schon mal in so einem Lotterhaus, in so einem Puffzimmer, gewesen bin. Ich bin doch eine Dame und mache mich in so einem Etablissement breit, müsst ihr wissen. Ich war so in Gedanken, das könnt ihr mir glauben, ich hatte rund um mich herum mich die ganze Welt vergessen. Nicht, was ihr denkt, dass sich da gerne in jungen Jahren mir so mein Geld verdient hätte, nee, so nicht, obwohl ich früher immer zu meiner Freundin Anna gesagt habe: “Das wird mal mein Hobby!“

Ein junger Mann stand neben mir und fragte: “Omma, kann ich mal vorbei?“ Ich ließ ihn laufen. Eine 50-jährige Frau war der Meinung, dass fünf Euro die Stunde für einen Handwerker sehr preiswert wäre. Sie reichte mir auf einem kleinen Zettel die Telefonnummer des Mannes und sagte: „Wenn Sie mal was zu reparieren haben, egal, was auch immer, der kann alles! Dafür nimmt er die Stunde nur fünf Euro. Das ist ein Klassehandwerker.“

 

Kaffee und Kuchen gratis

Wisst ihr, liebe Leute, dass mir so Belästigungen verdammt auf die Nieren gehen. Mein Freund Fritze hätte bestimmt gesagt: auf die Eier. Da wirste auf der Straße angerempelt, aber glaubste vielleicht, dass sich da jemand entschuldigt? Keiner dieser Dünnbrettbohrer hält es für nötig, sich bei einer älteren Dame zu entschuldigen. Diese Arschlöcher, Entschuldigung, ich bin ja eine Dame, diese Typen würde ich am liebsten zum Mond schießen, raus aus diesem, unserem Lande.

Stellt euch vor. Es ist noch gar nicht lange her, es war an einem Samstagnachmittag. Da war ich mit meiner besten Freundin Anna in Köln im Café “Süßkind“. Der Laden war proppenvoll. Wir erwischten in der äußersten Ecke noch einen Tisch für drei Personen. Jeder von uns bestellte ein Kännchen Kaffee und ein Stück Butterkuchen. Plötzlich kam da so eine Type reingeschneit, ein ekelhafter Typ ohne Manieren, pflanzte sich an unseren Tisch, ohne uns zu fragen, ob wir es überhaupt gestatten. Es kam noch dicker! Dieser Armleuchter, so um die 30, sah uns als Luft an, uns beide so um die 80, und erdreistete sich tatsächlich mit seinem Taschentelefon seine Tussi anzurufen. Laut genug, dass wir alles mithören konnten. Und das ging so: „Hallo, Liebling, ich bin jetzt in Köln. Hast du schon mal angerufen?“ Weiter ist dieser Fettmops nicht gekommen. Denn dann kam ich, die Else lauthals ins Spiel: „Mein Süßer, mein Schnuckelputz", rief ich laut und gut verständlich, "mit wem telefonierst du denn? Komm doch zurück in mein Bettchen, mein Schatz. Das ist doch so schön mit dir zu kuscheln und so!" Eigentlich hatte ich noch einen Nachsatz auf Lager: "Du bist doch große Klasse im Bett!" Aber weiter bin ich nicht gekommen. Liebe Leute, was soll ich euch sagen, der hatte plötzlich keinen Empfang mehr, Sendepause war für ihn angesagt, denn die am anderen Ende befindliche Tussi hatte schlicht und einfach aufgelegt. So hatten Anna und ich festgestellt.

„So’ne Scheiße“, war nur noch von ihm zu hören. "Ihr blöden Tanten, ihr Schnepfen, ihr Scheintoten", räusperte er sich äußerst laut gegen uns, stand abrupt auf, ließ seinen bezahlten Kuchen mit dem Kännchen Kaffee stehen und suchte mit seinem flachen Taschentelefon das Weite. Anna schaute mich an und meinte: „Else, das hast du aber prima hingekriegt. Große Klasse! Der stört uns jetzt nicht mehr. Du, Else, das sollten wir eigentlich mal als Videoclip ins Auge fassen, da haben wir sicher auf Jutube viele Klicker. So als ein Drei-Personen-Stück, oder so. Das ist doch bühnenreif!“

Das beste für uns kommt noch: Das Kännchen Kaffee und das Stückchen Erdbeer-Kuchen des ungehobelten Glatzkopfes mit seinem Blumenkohl im Gesicht, das noch keine Kuchengabel gesehen hatte, war die Entschädigung für sein widerliches Verhalten. Wir machten halbe-halbe. Und, was glaubt ihr? Uns hat es prima geschmeckt!

Du dumme Kuh

Hallo Leute, Hallo Welt, hier spricht Kalle, einer der Reporter, der als eingefleischter Journalist für mehrere Medien auf Achse ist. Fast täglich bin ich unterwegs und schaue den Leuten aufs Maul, spreche mit ihnen, und erfahre so einiges, was ihr nirgendwoanders nachlesen könnt. Also? Nur bei Else und meiner Wenigkeit von 85 Kilo - versteht sich!

Kürzlich war ich mal wieder übers Land gefahren mit meinem E-Bike und da traf ich den Milchbauern Axel, ein Bauer mit rund 100 Kühen, die allesamt in geheimer Sitzung beschlossen haben im Alter von 15 Jahren den Freitod zu wählen. Sie haben es nämlich satt noch weitere zehn Jahre bis an ihr Lebensende ausgebeutet zu werden. Recht haben die Tiere, denn täglich sollen sie rund 20 Liter Milch liefern und der Bauer kann für die Milch nur ein paar Cent einstreichen. Schlaue Tiere. So blöd sind die Kühe gar nicht! Und da beschimpft mein Nachbar öfters seine Frau mit: „Du dumme Kuh!“ Das ist der Kuh gegenüber nicht gerecht!

Alle Milchbauern klagen und klagen über den geringen Milchpreis. Da kannste nicht überleben! Der arme Milchbauer, mir kommen gleich die Tränen, bei denen doch die EU-Subventionen kaum noch seinen Mann ernähren, hätte er da nicht noch seine 25 Schweine, 26 Ziegen, 22 Schafen und die 54 Hühner und zwei Hähne, frei laufend natürlich.

Bauer Axel entschloss sich jetzt, weil ihm das alles etwas zu viel wird mit der umfangreichen Landwirtschaft, sich eine Frau anzulachen, für eine richtige Bauern-Ehe. Wissense, so mit allem drum und dran, denn schließlich gibt es viel zu tun auf dem Bauernhof im Ländle. Und so ein Hofverkauf mit eigenen Produkten, wäre auch nicht schlecht. Dicke Eier, ungespritztes Gemüse, Obst und beste Wolle von seinen Schafen und Ziegenkäse ohne Ende. Er stellt sich so eine richtige kernige Frau vor, die anpacken kann. So auch die Katzen versorgen und die anderen Tiere auf dem Hof ebenso. Bauer Axel ist ja auch noch da. Schließlich will er auch versorgt werden. Natürlich denkt er dabei auch, wenn’s halt klappt, an einen kleinen Nachwuchsbauern. Bloß keine Bäuerin. Dem Jungen würde er sofort nach der Geburt ein Pony schenken.

Als ich ihn auf seine weißen Haare anspreche, lächelt er und zitiert frei: „Ein Mann mit weißen Haaren ist wie ein Haus, auf dem Schnee liegt. Das heißt aber noch lange nicht, dass im Herd kein Feuer mehr brennt!“

Deshalb formuliert er seine Heiratsanzeige so: „Milchbauer Axel sucht eine vollbusige 30-jährige Frau oder jünger, kann aber auch älter sein, die kräftig zupacken kann, egal ob blond, schwarz oder braun. Melkmaschine vorhanden! Sie sollte viel Liebe und Feuer mitbringen!“

Das erinnert mich so an eine Witwe aus Hamburg, die in ihrer Anzeige im „Hamburger Abendblatt“ mal geschrieben hat: „Junge Mechaniker-Witwe sucht zwecks Heirat einen jungen, in jeder Hinsicht, starken Monteur. Werkstatt vorhanden!“

Kuckste auch Fußball?

Ein toller Tag. Es ist Samstag. Die Sonne strahlt vom Himmel, der Busfahrer der Bonner Stadtwerke überaus freundlich, dem Wetter entsprechend, und das Riesenfahrzeug gleitet so dahin, mit an Bord zwei ältere Frauen, so um die 80, die von der Bonner Innenstadt in Richtung Bonn-Duisdorf fahren. Beide bekommen von der herrlichen Natur nichts mit, denn sie unterhalten sich in einem Fort.

Die mit dem Dutt (laut): „Britta kuckste auch Fußball-Bundesliga?

Die mit dem Hut: „Maria, schaut sich natürlich auch alle Fußballspiele an. Logisch, für hübsche Muskel-Männerbene bin ich immer zu haben. Mein Fritze hatte doch früher auch Fußball gespielt. Der hatte ein paar Oberschenkel, wie damals meine Hüfte. Und Waden hatte der, wie kleines dickes Müller, der damalige deutsche Mittelstürmer, den du ja auch noch kennst, oder?"

Britta: „Weißte, was ich nicht verstehe, dass die alle, jede einzelne Mannschaft, nur mit elf Mann auflaufen. Ich bin für 16 Spieler. Das hätte auch den Vorteil, dass die sich nicht die Lunge aus dem Leib laufen müssten. Und was noch dazu kommt: es würden weniger Spieler auf der Reservebank herumsitzen müssen. Kuck mal, beim Rugby gibt es zwar keine 16 Spieler, aber immerhin 13 und vier Auswechselspieler, glaube ich, in einer Mannschaft. Aber weißte, woran das liegt, dass das nicht im Fußball kommt? Die müssten dann ja auch mehr Trikots, Hosen, Stutzen und Fußballschuhe kaufen. Und die sind heutzutage sauteuer. Früher zu D-Mark-Zeiten war das anders. Denk’ bloß mal darüber nach, was das für eine Mannschaft aus der Ukraine bedeuten würde, wo doch die Leute kaum was zu beißen haben. Oder für eine Mannschaft aus Griechenland, das doch kaum noch die Flüchtlinge versorgen kann und sowieso pleite ist. Woher nehmen und nicht stehlen! Haste übrigens die Deutschen gesehen, was die für Trikots mit den grünen Rasenflecken hatten? Die kriegste doch nicht mehr raus, die Grasflecken, oder? Vielleicht mit Persil bei 90 Grad oder so. Biste da auch meiner Meinung?“

Maria: „Mensch Maria, die werden doch nicht mehr gewaschen, die Trikots. Die einzelnen Spieler verschenken sie doch an die Gegenspieler oder geben sie ihren Fans ab. Ich kann mich noch gut daran erinnern: Es hat mal einen Spieler gegeben, der seine Hose auf dem Spielfeld ausgezogen und seinem Gegenspieler gestiftet hat. Nach dem Spiel - versteht sich. Das war nicht schlimm, der hatte ja noch ein kleines Unterhöschen drunter, leider. Ich frage mich, warum die nur ihre Trikots verschenken und nicht auch ihre Hosen, das wäre doch spannend, oder? (beide lachen schallend).“

Britta: „Vielleicht wäre es spannend, oder auch nicht. Und was dann, der keinen Slip drunter an hat? Weißte, wenn ich mir so die Spiele anschaue, da kommen wir tausend Gedanken. Ich staune immer, dass die während des Spiels nicht mal auf den Lokus müssen. Die haben eine verdammt gute Blase, die Jungs. Meinste nicht auch? Sei doch mal ehrlich, wir könnten das nicht, oder? Naja, 45 Minuten ginge vielleicht gerade noch, aber länger? Dann müssten wir aber in der Halbzeit ganz schnell rennen. Das ginge gar nicht mehr in unserem Alter. Da denke ich noch immer an meine Mutter, die da immer gesagt hat, dass man ‘untenherum immer reinlich’ sein muss. Nicht so wie diese tätowierten Typen mit Bart, wo doch laut Experten-Aussage die Bärte, Bärte überhaupt, zu 75 Prozent mit Keimen verseucht sind.“

Maria: „Da schüttels mich aber. So ‘ne Sauerei. Ich lasse mich von keinem Bärtigen mehr drücken und küssen schon gar nicht, der sich vielleicht nicht gewaschen hat. Was ganz anderes: Da wäre noch dieser Oliver Schmidt vom ZDF, der uns für ganz schön blöd hält. Wir sind zwar alt, aber im Oberstübchen noch voll da, meinste nicht auch? Im Ungarn-Österreich-Spiel sagte er doch in der Pause: ‘Ungarn eins, Österreich null’. Was habe ich da gelacht und zu mir gesagt: ‘Maria, was der alles weiß, dieser Schmidt’, dieser Dünnbrettbohrer (beide lachen laut, so auch einige Bus-Mitfahrer)! Auch bei dieser Übertragung schrie er laut: ‘Ecke’. Was der nicht alles sieht und so labert, obwohl wir auch am TeWi sitzen und doch alles mitkriegen. Was ist das für ein kluger Typ, dieser ZDF-Mann. Weil wir schon mal beim Fußball sind. Weißte eigentlich, wofür ich plädiere? Die Rückennummern auf den Trikots, die müssten das Alter der Spieler zum Ausdruck bringen.“

Britta: „Mensch Maria, das haut nicht hin. Was machste denn, wenn dann zwei, drei oder mehr in der Mannschaft im gleichen Alter sind?“

Maria: „Da haste auch wieder recht! Das haut nicht hin! Übrigens: Meine alleinstehende Nachbarin, die ist schon 92. Sie behauptet, dass sie nachts nicht schnarcht. Sie will das festgestellt haben, weil sie einmal eine ganze Nacht lang wach geblieben ist, die alte Trulla. Die mag ich nicht, die gibt immer so an, als könnte sie heute noch jeden Mann kriegen.“

Britta: „Ist es nicht schön, so bequem mit den Bussen der Bonner Stadtwerke zu fahren? Die fahren wenigstens richtig auf der rechten Seite. Als ich kürzlich in London war, da fuhren die Busse alle falsch, und zwar auf der linken Seite. Auch die Haltestellen waren da auf der linken Seite. Da fahre ich auf keinen Fall nicht mehr hin, das ist mir zu gefährlich. Das ist ja lebensgefährlich! Mit unseren Bussen hier in Bonn fahre ich immer sicher rechts. Das ist viel wert.“

Maria: „Wir müssen gleich aussteigen. Ich sage schon mal bey-bey, wie wir Engländer zu sagen pflegen, bis die Tage, bis neulich und tschüss, liebe Britta, schöne Tage, bis zur nächsten erholsamen Fahrt mit einem Bus der Stadtwerke! Ein Glück, dass ich kein Auto mehr fahre. Was da alles los ist auf den Straßen.“

Britta: „Auch ich wünsche dir schöne Tage, bleib’ gesund und munter! Bis zum nächsten Mal. Es war wie immer schön mit dir! Übrigens Maria: Da treffen sich zwei Hellseher. Der eine fragt: ‘Kommste mit ...? Der andere drauf: ‘Da war ich schon’ (abermals lautes Gelächter)!“

 

 Doppelter Salto rückwärts

Hallo Leute, hallo Welt, da bin ich mal wieder, eure Else und säuselt euch die Ohren voll. Aber das muss sein! Denn was man so täglich alles erlebt, muss unter die Leute! Ein Mistwetter haben wir heute im schönen Bonn: Es ist kalt und nieselt am Freitag. Aber, was macht uns das Nieseln schon aus? Nichts, aber auch reine gar nichts! Ist ja idiotisch, ich wollte euch doch nix übers Wetter erzählen.

Es gibt doch viel wichtigere Themen, als die Wetterlage. Beispielsweise hat der Briefträger bei meinem Freund Paule viel zu tragen. Vor allen Dingen diese vielen, dicken Kataloge, die keiner will, auch keiner braucht. Denn wer auf Qualität achtet, der kauft in Bonn im Einzelhandel, meint Paule: "Müssen wir doch die Arbeitsplätze durch unseren Einkauf im Einzelhandel der arbeitenden Klasse erhalten. Is das nicht so? Das so ganz nebenbei gesagt, Leute.

Zurück zum Briefträger, der bei Wind und Wetter unterwegs is. Kürzlich landete ein Brief bei meinem Freund Paule im Briefkasten, womit ihm mit seinen über 70 Jahren mitgeteilt wurde, dass er seine Arthrose, die bei ihm gänzlich fehlt, mit irgendwelchen Kapseln "stoppen" sollte. Da hieß es: "… lindert Entzündungen, verringert Schmerzen, stärkt den Knochenaufbau, schmiert die Gelenke, fördert die Beweglichkeit und Mobilität". Wenn diese Schreiberlinge wüssten, dass Paule an Beweglichkeit und Mobilität keinerlei Defizite hat, dann würden sie ihm einen solchen Mist nich zuschicken. Denn ihr müsst wissen: Paule springt noch mit seinen über 70 Lenzen im doppelten Salto rückwärts aus dem Hochschrank. Eine stramme Leistung, oder?

Schade um das Porto, was die da rausschmeißen. Die sollten lieber die Kohle armen Kindern spenden. Seid ihr nicht auch meiner Meinung?

Wir sehen und hören uns, vielleicht! Kommt gut durchs Leben! Alles Gute, Eure Else! 

 

Mit Oleg unterwegs

Mittwoch, die Woche wird geteilt. Der Tag wird heiß, sehr heiß in diesem August 2016. Die Meteorologen sprechen von 32 Grad. Meine Freundin Anna, ihr wisst schon wen ich meine, ist so alt wie ich, so hellwach wie ich mit 80, spricht immer von „Meteorolügen“. Die glaubt Keinem so richtig.

Ich stehe an der Bushaltestellel in Bonn. Es ist 10 Uhr. Plötzlich hält ein Mercedes vor mir, ein bärtiger Mann, so um die 60, geschätzt, steigt aus und bittet mich einzusteigen. Dieser Typ völlig verändert durch seinen Blumenkohl im Gesicht. Es ist mein Nachbar Oleg aus der 21, ein Haus weiter, dort wo ich in Bonn-Duisdorf wohne. Der sieht verdammt gut aus! Gott sei Dank drückt er mich nicht mit seinem Stoppelbart an meine zarten Wangen mit noch keiner Falte im Face. Denn amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass über 70 Prozent der Bärte mit Keimen verseucht sein sollen. Welch eine Sauerei!

Ich frage mich: Wo bringt er mich hin? Der fährt mich in seinem beigefarbenen Cabrio mit roten Ledersitzen nach Bonn in die City, dort wo ich auch hin will. Mit ihm wäre ich auch gerne bis nach Königswinter, aber auch nach Köln gefahren. Ja, da hätte ich es mir auch in dem Super-Auto bis nach Mallorca gut gehen lassen können.

Wir kommen ins Gespräch: „Was willste denn in Bonn, Else?“

„Ich will mir so einiges an Klamotten kaufen.“

„Schau dir diesen Vollidioten vor uns an. Mal fährt er links, mal rechts. Und warum tritt er andauernd auf die Bremse und gibt dann wieder Gas? Was hältste von dem, Else?“ Mache ein ernstes Gesicht und sage kleinlaut: „Nicht viel!“ Plötzlich zeigt er mit der rechten Hand auf einen Fahrradfahrer, der auf Bürgersteig volle Pulle fährt. Oleg schimpft: „Guck mal wie der rast. Der kann sie doch nicht alle haben, oder? Was hältste denn von dem?“ Bei mir ist ernsthaftes Kopfschütteln angesagt und erneut sage ich: „Nicht viel!“

Oleg bringt nun die Polizei ins Spiel und sagt: „Wo sind denn hier die Bullen? Diese Typen müsste man alle in den Knast stecken, dann hätten wir sie von der Straße. Stell dir vor, da wäre jetzt ein Kind gelaufen. Das hätte er glatt umgenietet, dieses Arschloch, dem könnte ich so in die Schnauze hauen!“ „Pardon, lieber Oleg, du hast eine Dame neben dir sitzen. Das sagt man nicht in Gegenwart einer älteren Dame!“ Ich streichele ihm über seinen Arm, nicht über die keimverseuchte graumelierte Wange, lächle ihn an, mit dem Hintergedanken, dass er mich zu einem Kaffee einlädt oder gar einen Einkaufsgutschein schenkt. Früher, ja früher, da konnte keiner meinem Lächeln widerstehen. Da wurde jeder Mann schwach, auch in seinem Portmonee. Und erst recht anderswo, wo ich auch meinen Spaß hatte.

In Bonn angekommen. Oleg setzt mich mit einem knappen Bye-bye am Bonner Bahnhof ab. Eigentlich bin ich froh nicht mit Oleg nach Königswinter oder Köln gefahren zu sein, geschweige denn nach Mallorca. Positiv ist, dass ich die Fahrtkosten mit dem Bus gespart habe. Und negativ? Es gibt keinen Gratis-Kaffee, keinen Einkaufsgutschein zum Nulltarif. Gut so, da bin ich auch nicht verpflichtet irgend etwas wieder gutmachen zu müssen.

Und nun wollt ihr sicherlich wissen, was ich von solchen rüpelhaften Auto- und Radfahrern halte: „Nicht viel! Eigentlich gar nichts! Solche verkehrswidrige Arschlöcher gehören nicht auf die Straße.

 

Unterwegs im Derletal

Sonntag. Der Himmel lacht, die Sonne breitet sich aus, als habe sie ganz Bonn gepachtet. Ein herrlicher Tag im August: 23 Grad im Schatten. Wie heißt's doch so schön? Hohes Gras, keine Mücken, nix zu lesen!

Mein Lieblingskuchen, eine Rosinenschnecke, wie immer sonntags, manchmal auch ein Stück Käsekuchen, habe ich um halb vier mit einer Tasse Cappuccino so richtig genossen. Und jetzt gehe ich gemächlich, schließlich habe ich die 80 erreicht und so auch meine alten Fieße, wie wir Schlesier zu den Füßen zu sagen pflegen, unterwegs im Bonn-Duisdorfer Derletal. Ganz allene. Vorbei am Altenheim, um das ich immer einen großen Bogen mache. Vom Altenheim will ich noch nix wissen. Meine Vierwände der Vonovia sind mir lieber, mein Heiligtum. Dort fühle ich mich wohl. Hoffentlich noch sehr lange in meinem Herbst, der eigentlich schon Winter ist. Glaubt ihr nicht auch?

Am Sonntag geht man als Naturliebhaber ins Bonn-Duisdorfer Derletal, in eine Parkanlage mit Bänken an den Wegen, die zwar nicht zu der Schönsten gehört, aber zu den Seltensten mit den zwei vergammelten Teichen. Wenn man Glück hat, dann sieht man auch mal eine Wildente oder auch zwei, drei, keinen Schwan, der sich in dieses Naturgelände mit den vergammelten Teichen verirrt hat. Wissentlich deshalb, weil für ihn die Überlebenschancen sehr gering sind. Obwohl wir Menschen uns hier im Derletal ganz gut erholen können, wegen der Natur pur, mit viel Buschwerk und Bäumen, mit einem kleinen Bächlein: also viel Grün, gesunde Luft, was die Büsche und Bäume für uns Bürger zaubern.

Seit einiger Zeit werde ich von einer die tiefschwarzen Amsel verfolgt. Sie singt und zwitschert unaufhörlich. Ein fuchsfellrotes Eichhörnchen schaut von oben herab und begutachtet mich. Keine Spur von Angst. Warum auch, ich will doch dem Tierchen nix tun. Ich komme einfach nicht von dem Gedanken los, das eigens für mich die Stadtverwaltung die zwei Kleintiere ausgesetzt hat, damit wir diese Parkanlage, überall wo wir hinkommen, loben sollen, wegen der umfangreichen Tierwelt.

Wenn mich jetzt mein damaliger Reha-Doktor so sehen würde wie ich durch diese frische Luft marschiere, dann, ja dann würde er bestimmt so richtig jubeln, dass ich seinen Rat der Bewegungstherapie so konsequent befolge. Was der aber nicht weiß, dass ich mich nicht verausgabe, langsam tief Luft inhalierend. Wenn der Doktor wissen würde, dass ich nur manchmal, höchst selten auf Schusters Rappen unterwegs bin, würde er bestimmt mit mir schimpfen: 200-prozentig. Aber was der Doc nicht weiß, dass die Schlesier harte Typen sind, was die Gesundheit angeht. Aber vom Inneren her sind wir ganz weiche Kreaturen, mit viel Mitgefühl. Wie meine beste Freundin Anna, ebenfalls 80, die auch aus Schlesien stammt, wie ich, nahe am Wasser gebaut ist. Wir lieben die Menschen! Nicht alle, wie soll das auch gehen?

Ich staune nicht schlecht, wer kommt mir da entgegen? Das darf nicht wahr sein! Da steht plötzlich die kleine Isolde Wuttke vor mir, die ich noch von früher her kenne, schon als Baby. Nicht selten habe ich die Kleine im Kinderwagen ausgefahren. Neugierig, wie nun mal Menschen sind, schauten sie damals mit ihren Alleweltgesichtern in den Wagen und fragten: „Wie heißt denn die Kleine?“ Meine Antwort war immer die gleiche: „Gräfin Elisabeth“. Nicht jeder glaubte mir und strafte mich mit miesen Blicken.

Das mit dem Ausfahren brachte mir viel Spaß. Ich habe ja keine Kinder, aber die Isolde ist wie eine Tochter. Wir fallen uns um den Hals, drücken und küssen uns auf die Wange, wo sonst, und sind so erfreut, dass wir unsere Umwelt total vergessen. “Mensch, Isolde, wie geht es dir? Was, du kriegst ein Baby? Haste den Fußballer Horst geheiratet? Der war doch ein ganz Netter, oder?“

„Nee, Oma Else, warum sollte ich mir denn nur einen Fußballer nehmen, wo mir doch eine ganze Mannschaft zu Füßen liegt!“

„Wer ist denn der Vater deines Kindes?“

“Oma Else, die Männer kennst du nicht!“

Weiter geht’s am Schützenhaus vorbei und dem Verteidigungsministerium in Richtung Bonn-Duisdorfer Polizeistation. Da laufen auf mich zu, zwei weinende Pfadfinder-Jungs mit ziemlich ramponierter Kleidung. Da kommt die Hilfsbereitschaft meiner schlesischen Herkunft zum Vorschein. Spreche beide Jungs an und will wissen, was passiert is, ob ich helfen kann. Beide wie aus der Pistole geschossen: „Da war eine alte Frau auf der anderen Straßenseite, die immer wieder nach links und rechts schaute. Wir haben sie uns geschnappt und wollten sie auf die andere Straßenseite bringen. Aber die Oma hat sich gewehrt und um sich geschlagen, sie wollte nicht. Gekratzt hat sie auch noch.“

Nach ein paar Schritten abwärtslaufend, das Verteidigungsministerium im Rücken. Was sehe ich da? Da denkste an nichts Schönes. Plötzlich kommt mir mein ehemaliger Arzt, Dr. Kurti, der vom Bonner Stammtisch entgegen. Ein toller Typ, zum Verlieben. Warum eigentlich nich. Ganz schwarze Haare, gefärbt natürlich, immer gut in Schale. Der kann sich’s leisten. Auch schon ein älteres Semester. Praktiziert nich mehr, hat nur noch Privatpatienten, wegen des Alters. Seit er nich mehr praktiziert sind wir perdu.

“Wie geht’s dir, Else?“

“Ganz gut, bis auf das Schlafen, Doc! Das hängt wohl mit dem Alter zusammen. Der Anna geht’s ebenso.“

„Wie viel Stunden schläfst du denn?“

„Am Tag so drei Stunden und nachts so neun Stunden. Mein neuer Hausarzt hat mir empfohlen Schäfchen oder auch bis drei zu zählen. Manchmal zähle ich auch bis halb vier!“

 

 Früher is früher und heute is heute?

Heute ist Dienstag, der 5. Juli 2016. Es jährt sich zum 70. Mal der Geburtstag des Bikinis. Damals vor 60 Jahren, hatte ich einen ganz raffinierten Zweiteiler mit ganz wenig Stoff. In knallrot. Der passte mir wie angegossen. Leute, wenn ihr mich damals gesehen hättet, dann wärt ihr aus dem Staunen nich mehr rausgekommen und ihr Weiber hättet mich alle beneidet, glaubt mir das. Ich hatte eine Figur, viel kurvenreicher als die Brigitte Bardotte aus Frankreich, die den Bikini durch ihre vielen Auftritte in der ganzen Welt bekannt gemacht hat.

Das hättet ihr sehen müssen, wie mich die Herren der Schöpfung von oben bis unten angeschaut und gemustert haben. Was sage ich, die haben mich mit ihren scharfen Blicken fast ausgezogen. Viel hat ja kaum gefehlt, bei dem bischen Chiffon, dem durchsichtigen Stoff. Die Männer lieben Chiffon, weiß ich. Denn in meinem ersten Leben war ich doch auch ein Mann.

Wenn ich damals mit meiner Freundin Anna ins Schwimmbad kam, da leuchteten die Männeraugen. Wir waren braun gebrannt, lange schwarze Haare, und wie gesagt: kurvenreich ohne Ende. Glaubt mir’s, das ist wahr. Eine lupenreine Haut, nix Cellulitis, heute noch immer nich diese Krankheit. Könnt ihr glauben oder auch nich. Aber es stimmt!

Leute, ich erzähle euch hier was aus meinem langen Leben, nix vom Pferd, denn ihr wisst ja gar nich mit wem ihr’s zutun habt. Wer hier schreibt? Das is Else Rose, eine gute Freundin von Anna Wohlgemuth und meiner Nachbarin Inna Waschenko, eine echte Russin aus Moskau. Sie hat erst 54 Jahre auf dem Buckel, glaube ich. Sehr kultiviert, spricht drei Sprachen: russisch, ganz gut deutsch, man kann sie verstehen, und über andere Leute. Wir wohnen im 5. Stock (Foto) in Bonn in einem Hochhaus, weil in Parterre und den anderen Etagen nix mehr frei war. Inna soll mal zum ehemaligen Nachbarn Kurt gesagt haben, ein toller Mann, hätte mir auch noch gefallen können: „Kurt, wenn Du heute nix mit mir schlafen tust, ich nemmen mir mein Lebben“. Als ich ihn dann gefragt habe, wie er denn darauf reagiert habe, meinte er lächelnd, mit einer Geste der Männlichkeit siegessicher: „Ich haben Inna das Lebben gerettet“. Mit dem Sex ist das bei uns so eine Sache. Anna sagt immer: „Else, sei doch mal ehrlich, bei uns grünt doch innerlich nix mehr, oder?“ Darauf habe ich ihr bis heute noch keine Antwort gegeben.

Mit Anna bin ich etwas über 60 Jahre befreundet. Eine echte Freundin. Da staunt ihr, was? Das gibt’s auch nicht alle Tage. Oder anders: wo gibt’s das noch? Heute sind wir beide zusammen 160 Jahre, sie 80 und ich auch 80. Und fit sind wir allemal, wie‘n Turnschuh. Nix Rollator. Na, ich will nich übertreiben, ein kleines Zipperlein gibt’s schon mal, ist doch normal mit 80, oder? Der dreifache Salto rückwärts außem Hochschrank is auch nich mehr drin. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, woher wir unsere Fitness haben. Ganz einfach: Wir zwei sind Vertriebene, keine Flüchtlinge, von drieben, wo die Oder noch heute fließt. Echte Naturkinder aus Schlesien sind wir, genau gesagt: aus Breslau. Haben viel durchgemacht: die Vertreibung, den Hunger, was mussten wir nicht alles entbehren und ertragen. Als Zigeuner, Russen und Polacken wurden wir in der neuen Heimat, die keine war, in dem kleinen Bauernkaff Achmer bei Bramsche, nicht weit von Osnabrück, von unseren lieben Mitmenschen, beschimpft. Wir waren doch Kinder! Das hat uns hart gemacht. Wir mussten und wollten auch schließlich überleben und diesen einheimischen Bauern zeigen, was ‘ne Harke ist. Wir wollten besser sein, als diese Bauerntypen aus dem Dorf der Ahnungslosen, die das schöne Breslau mit den weltbekannten Rathaus geografisch nicht selten nach Russland verlegten. Eigentlich heute kein Thema mehr für uns, dass muss ich euch sagen.

Apropos Fitness: Wir gehen jeden Tag schwimmen. Machen unsere Bewegungstherapie, gehen stramm spazieren und regen uns nich auf über diese Regierung, die keine is, über den Regierungs-Verwaltungsapparat, über Mutti Merkel oder den feisten Gabriel oder die Quasselstrippe Oppermann und diesen gut genährten Altmaier und wie die anderen Politikernasen auch alle heißen. Und wer sich nich aufregt, der kriegt auch nix am Herzen, versteht ihr? Der lebt auch lange! Ich war nämlich früher Krankenschwester, ich weiß wovon ich spreche. Mein Hugo sagte einmal, dass er nie ne Krankenschwester heiraten wollte, lieber ne gesunde Schwester. Aber lassen wir das, das ist ein anderes Thema.

Jetzt muss ich mich aber beeilen. Anna wartet bestimmt schon. Wir wollen nämlich zum Aldi, da gibt’s Schnittlauch, Zwiebeln, Salzstangen und Kopfsalat im Angebot. Man muss doch sehen wo man bleibt.

Ja, liebe Leute, wir beide Leben gesund! Anna sagt immer, dass wir so bestimmt 100 werden. Dann grinse ich nur und nicke verständnisvoll. Mag gar nicht dran denken eine noch so lange Wegstrecke mit dem bisschen Rente zurücklegen zu müssen. Naja, das meiste haben wir ja schon geschafft. Aber trotzdem: Was da noch alles auf uns zukommt, was da noch alles passieren kann, in den vor uns liegenden 20 Jahren? Weiß man’s? Stellt euch nur mal vor, dass ich im Lotto gewinne, sechs Richtige. Was machen wir bloß mit einer Million, vielleicht auch mehr? Zuallererst würde ich meinem Hugo einen neuen, großen Grabstein aus Marmor ans Kopfende setzen lassen. Da hat er zwar nichts mehr davon, aber die Leute sollen staunen, wie ich zu meinem Göttergatten stehe. Dazu würde ich eine neue Gießkanne mit einer Sprühdüse kaufen, ‘ne neue Harke und ein Schäufelchen. Auch neu einkleiden würde ich mich: einen tollen Hut mit breiter Krempe in bleu, wie ihn auch schon mal die Temse-Liesel aus Großbritannien aufen Koppe hat. Schließlich wäre ich doch Wer, mit so viel Kohle. Mir wär’s scheißegal, wenn die Leute sagen würden: Dummheit schützt vor Reichtum nicht! Ich wäre doch dann in bester Gesellschaft mit den Großkopferten. Meint ihr nich auch? Ich würde dann zu den Schönen und Reichen gehören, wie die Ludewig von RTL in ihrer TV-Sendung die aufgetakelten Tussis, die bei ihr alle Stars sind, immer nennt. Das würde mir sehr gefallen. Dann wäre ich auch ein Star - und das mit 80 Lenzen! Und laut schreien würde ich: „Ich bin ein Star, lasst mich hier rein!“

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